Um die Welt mit dem Weihnachtsmann
Google weiß alles, sogar wo der Weihnachtsmann gerade ist. Seit 2004 gibt es an Heiligabend den Santa-Tracker von Google. Einmal im Jahr verlässt Santa Claus bekanntlich seine Wohnung am Nordpol, um Kindern auf der ganzen Welt Geschenke zu bringen. Okay, die Geschichte von den Rentieren Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner, Blitzen und dem rotnasigen Rudolph spare ich mir jetzt. Sie hat mich nie sonderlich interessiert, außer in bitterbösen Satiren.
Heuer hat es mir aber Googles Santa-Tracker angetan. Wo ist der Weihnachtsmann? Gerade verstopft Santa Kamine verteilt Father Christmas laut Santa-Tracker Geschenke in Mamoudzou, Mayotte. Und genau deshalb interessiert mich der Santa-Tracker. Mamoudzou ist die Hauptstadt des französischen Übersee-Départements Mayote. Dort gilt der Euro. Kann sich jeder selbst im Brockhaus in der Wikipedia durchlesen.
Man lernt also einen Haufen scheinbar nutzlosen Wissens dabei. Da bin ich natürlich Feuer und Flamme und kann mich sogar mit dem Weihnachtsmann arrangieren. Unbekannte Orte alleine wären natürlich etwas langweilig, aber Google-Nutzer haben als Local Guides weltweit Fotos mit ihren Smartphones gemacht und ihre Werke der ganzen Welt zugänglich gemacht. Bei jedem Ziel von Père Noël blendet blendet Google eine Auswahl von Local Guides und ihrer Bilder ein. Palmen mit Lichterketten in Bahrain haben schon etwas:
Palmen mit Lichterketten in einem Einkaufszentrum in Bahrain. Natürlich ist das kitschig. Macht aber nichts. Es zeigt einfach, wie die ganze Welt wenigstens einmal im Jahr näher zusammenrückt. Und deshalb sollte man hier nicht über Kitsch und Kommerz lästern.
Vor der arabischen Halbinsel besuchte Noel Baba bereits die Südsee, Thailand und dem amerikanischen Stützpunkt Diego Garcia. Klar, viele der Fotos stammen von Touristen, die sind bekanntlich überall, aber viele der Bilder kommen von Einheimischen, der ganzen Welt ihre Heimat präsentieren. Sie fotografieren nicht nur Weihnachtliches, sondern das ganze Jahr über Kirchen, Moscheen, Tempel, Denkmäler, Panzer und Landschaften. Manchmal zeigen die Bilder sogar Familien, die gemeinsam am Esstisch sitzen. So habe ich eine Familie in Teheran gesehen, die gemütlich bei Tisch ein paar Flaschen Coca-Cola trinkt. Ja, in Teheran. Das ist doch toll. Eine Welt und so. Das Foto hat mit Weihnachten natürlich gar nichts zu tun, es wurde an einem beliebigen Tag geschossen und die Menschen auf dem Bild sehen nicht unbedingt so aus, als würden sie Weihnachten feiern. Aber wer weiß, wie viele Google-Nutzer im Santa-Tracker auf das Bild geklickt haben? Das verbindet die Menschen.
Inzwischen ist Väterchen Frost nach Stationen in Saudi-Arabien und Bagdad in Rostow am Don in Russland angekommen:
So geht die Reise einmal um die Welt. Interessante Orte und Bilder gibt es obendrauf. Wo kommt die Idee eines Santatrackers her? Bereits seit 1955 gibt es den Santa-Tracker von NORAD, dem Nordamerikanischen Luftverteidigungskommando. Nerds kennen NORAD aus dem Film Wargames.
Kinder müssen sich übrigens nicht in NORAD hacken, sondern können dort anrufen und sich nach dem gegenwärtigen Aufenthaltsort von Santa Claus erkundigen. Der NORAD-Tracker entstand ursprünglich bei der Vorgängerorganisation CONAD, und zwar aus Versehen: Eine Kaufhauskette veröffentlichte angeblich eine Telefonnummer, unter Kinder an Weihnachten anrufen konnten. Nur landeten die Anrufenden bei CONAD. Der Legende nach gab der Chef damals persönlich die Position des Weihnachtsmannes durch. Zwischenzeitlich erledigen diese Arbeit zahlreiche freiwillige Helfer, die bis zu 40 Anrufe pro Stunde beantworten. Und natürlich gibt es den Tracker auch im Internet für alle, die nicht so gerne telefonieren:
Der Weihnachtsmann kommt also auch zum Christkind. War das jetzt schon eine Rekursion? Egal. Eines ist mal sicher: Santa Claus und das Christkind vertragen sich. Fröhliche Weihnachten!