Grantige, alte Imker
Imker gelten gemeinhin als freundliche Zeitgenossen, die irgendwie jeder zum Opa haben will. Die Realität sieht leider etwas anders aus. Zumindest im Schutzkreis der Belegstelle Königswald im Landkreis Deggendorf.
Kurz zur Theorie: Züchter bringen ihre Bienenköniginnen zum Begatten auf eine Belegstelle. Die unbegatteten Königinnen werden dort von den Drohnen der Belegstelle begattet. Ergebnis: Gute Bienenköniginnen mit züchterisch gewünschten Rassemerkmalen. Damit die Königinnen nur von Drohnen der gewünschten Rasse begattet werden gibt es einen Schutzkreis um die Belegstelle, in dem nur Bienen derselben Rasse wie auf der Belegstelle gehalten werden dürfen.
Und nun zur Praxis: Bienen kann man nicht vorschreiben, wohin sie fliegen. Wirklich nicht. Belegstellen in dicht besiedelten Gebieten sind sinnlos. Nur Insel- oder Gebirgsbelegstellen funktionieren. Hundertprozentige Reinzucht klappt nur mit künstlicher Besamung. Fragen Sie einen Schweine- oder Rinderzüchter. Kein Bauer würde sich heute noch auf den Gemeindestier oder den Zufall verlassen. Landbelegstellen funktionieren schlichtweg nicht mehr.
Das lässt sich sehr schön im Schutzkreis der Belegstelle Königswald beobachten. Was da in den Obstbäumen, im Raps, in Salbei und Lavendel oder sonstigen Blüten summt, ist alles nur keine reinrassige Carnica. Rot, Gelb, Orange – alle Farben und Schattierungen sind vertreten.
Die älteren Herren der Belegstelle Königswald sind auf die Carnica eingeschworen – eine brave, fleißige Honigbiene. Ich wohne im Schutzkreis. Nie habe ich daran gedacht, Buckfast zu halten, das ist quasi die Konkurrenzrasse zur Carnica. Ich habe also Carnica. Punkt. Nichts anderes. Vom ersten Tag an. Seit 2014.
Belegstelle mit Carnica, Imker mit Carnica: Wo liegt das Problem? Tja, wenn ich das wüsste.
Jedes Jahr versuchen Imker der Belegstelle Königswald, sich Zugang zu Privatgrundstücken zu verschaffen. Die zumeist älteren Herren behaupten, sie seien rechtlich dazu befugt, die Bienen des Imkers zu kontrollieren. Wer das verweigert, weil er fremden Privatpersonen keinen Zutritt zu seinem eigenen Grundstück gewähren will, dem wird mit Anzeige oder weiteren rechtlichen Schritten gedroht.
Klingt komisch, ist aber im Landkreis Deggendorf jedes Jahr aufs Neue der Fall. Da maßen sich tatsächlich Privatleute hoheitliche Aufgaben an. Kein Scherz. Heute Vormittag bekam ich einen entsprechenden Anruf und habe die Kontrolle verweigert. Klar kam die Drohung mit einer Anzeige. Was erwartet man sonst von grantigen, alten Männern, die nicht damit klar kommen, dass ich zum einen nicht ihr Feind bin, und die zum anderen nicht kapieren wollen, dass sie durch ihr Auftreten gerade die züchterische Arbeit von Jahrzehnten gegen die Wand fahren.
Denn eines ist absolut sicher: Meine Bienen sind nicht für die Fehlpaarungen verantwortlich, deren Folgen man überall im Schutzkreis der Belegstelle beobachten kann. Leider scheint der hinter der Belegstelle Königswald stehende Bienenzuchtverein Plattling mit jungen Imkern ein Problem zu haben. Jung meint unter 60. Damit das klar ist: Ich kenne genügend Imker über 80, die geistig und körperlich top-fit sind. Ich habe aber auch eine lange Liste an jüngeren Imkern, die systematisch von den grantigen, alten Männern abgewimmelt wurden.
Das Ergebnis der Politik der Belegstelle lässt sich überall im Schutzkreis „bewundern“. Woher kommt das? Ganz einfach: Junger Imker will mit Bienen anfangen, geht zum Bienenzuchtverein Plattling, wird abgewimmelt und am Ende bekommt er von einem auswärtigen Imker irgendein Bienenmaterial, nur keine reinrassige Carnica.
So ist es jedenfalls mir ergangen, nur *mit* reinrassiger Carnica von der Belegstelle. Auf die Carnica lege ich Wert. Punkt. Und auch ganz wichtig: Meine ersten Bienen habe ich trotz mehrmaliger Nachfrage nicht vom Bienenzuchtverein Plattling bekommen. Nun wusste ich mir zu helfen und besorgte mir Carnica-Völker mit belegstellenbegatteten Königinnen. Bei einer Kontrolle haben die Herren tatsächlich ihr eigenes Material nicht erkannt: Sie haben zwar nichts beanstandet, aber die Bienen schlecht gemacht. Muss wohl daran gelegen haben, dass ich nicht verraten habe, woher die Bienen stammten. Interessant waren auch die Namen mutmaßlicher Züchter, die mir genannt wurden. Es hat was, wenn der Belegstellenleiter höchstpersönlich im eigenen Garten schlecht über andere Züchter spricht. Noch dazu, wenn diese Züchter seit Jahren regelmäßig die Belegstelle besuchen. Keinen der genannten Züchter kannte ich übrigens. Hinterher schon, weil ich die mir unbekannten Menschen einfach freundlich kontaktiert habe. Da keimte der Verdacht, dass es den grantigen, alten Männern vielleicht gar nicht so sehr um die Bienen geht.
Also mit einigen Mitstreitern aller Generationen eigenen Verein gegründet, im Vereinsregister eingetragen, Inselkönigin (Carnica, Varroatoleranzzucht) besorgt und Vereinskameraden damit versorgt sowie mit Nachzuchten künstliche besamter oder belegstellenbegatteter Königinnen. Mein Dank gilt meinen Vereinskameraden, die mir mit Rat und Tat weitergeholfen haben.
Wie machen es andere? Die lassen sich abwimmeln, gehen ins Internet und kaufen sich dort Buckfast-Paketbienen oder holen sich irgendeinen Bienen-Misch-Masch. Und diese Leute haben recht. Warum? Weil sie unter dem Radar der Belegstelle fliegen, vielleicht nicht einmal von deren Existenz ahnen. Diese Leute haben einfach nur Freude an ihren Bienen, während ich und andere drangsaliert werden.
Jedes Jahr wieder das gleiche Spiel: Fehlbegattungen, Kontrollen bei immer denselben Imkern. Genau aus diesem Grund verweigere ich die Kontrollen. Sie sind eindeutig Willkür.
Die Belegstelle kann ihren Schutzkreis offensichtlich nicht mehr sauber halten. Daran sind die grantigen, alten Männer selbst schuld.