Neues Hackbrett (Teil 1)

Die Alte hat gerade einmal acht Jahre gehalten. Für eine mechanische Cherry-Tastatur ist das nicht gerade lange. Früher hatten die Dinger eine wesentlich höhere Lebensdauer – 10 bis 15 Jahre waren selbst bei Vieltippern locker drin. Aber was soll’s, meine G80-3000LSCDE-2 mit den charakteristischen blauen Klickschaltern war ausgenudelt. Bei mir herrschen harte Einsatzbedingungen für Tastaturen. Grundsätzlich ist ein ausgeleierter Schalter schnell ausgelötet und durch einen neuen ersetzt. Aber auf den ersten kaputten Schalter folgt bald der nächste … Ein Fass ohne Boden. 

Eine neue Tastatur musste her. Natürlich wieder mit blauen Switches. Im ersten Teil schreibe ich über Grundlagen mechanischer Tastaturschalter. Im kommenden zweiten Teil geht es dann um mein neues Hackbrett. 

Mechanische Tastatur

Mein neues Hackbrett: blaue Outemu-Switches, TKL, minimalistisch.

Es ist keine Cherry mehr geworden. Meine G80-3000 kostete vor acht Jahren 56 Euro, der Listenpreis betrug 69 Euro. Das war ein fairer Kurs dieses klassische Tastaturmodell, für das in den 90ern 120 DM aufgerufen wurden. In der Zwischenzeit hat es jedoch einen regelrechten Boom bei mechanischen Tastaturen gegeben, der immer noch andauert. Der Preis für eine G80-3000 ist auf stolze 99 Euro geklettert. Für ein ausentwickeltes, seit Jahrzehnten gefertigtes Produkt ist mir das zu teuer. Vor allem, weil die Qualität eindeutig schlechter ist als vor 20 Jahren: Die Cherry G80-3000 war früher gefühlt schwerer, die Beschriftung der Tastenkappen erschien langlebiger und die Schalter klickten lauter, zumindest in meiner Erinnerung. Auf das Klicken komme ich noch zu sprechen. 

Optisch hätte mich ein „Cherry MX Board 1.0“ mit seinem minimalistischen Design angesprochen, aber leider gibt es dieses Modell laut Datenblatt nicht mit blauen MX-Schaltern.

Die Sache mit den mechanischen Keyboard-Schaltern

Der Clou bei diesen Klickschaltern ist nämlich der fühl- und hörbare Druckpunkt. Man hört und fühlt also, wenn die Taste weit genug gedrückt wurde und das getippte Zeichen auf dem Bildschirm erscheint. Bei Cherry gibt es einen lesenswerten Überblick über die verschiedenen MX-Schalter

 Laut sind diese Standard-MX-Schalter übrigens alle mehr oder weniger, selbst die ohne „Klick“. Warum? Das liegt am sogenannten „Bottom out“, also dem Geräusch der voll durchgedrückten Taste. Wer also voll in die Tasten haut, schmettert sie regelrecht auf den Tastaturboden. Das ist laut. 

Das ist der Vorteil der taktilen Keyboard-Schalter. Vielschreiber und Schnelltipper erhalten ein direktes Feedback, wann der Schalter ausgelöst hat. Das spart tatsächlich Kraft und erzieht dazu, die Tasten nicht mehr ganz durchzudrücken. Ergebnis: ermüdungsfreies Schreiben.

Auf YouTube gibt es etliche Videos mit Vergleichen der verschiedenen Switches. Unter fast allen stehen Kommentare von Usern, die schreiben, sie könnten keinen Unterschied hören. Diese Leute haben recht. Der Grund ist das „Bottom out“. Deswegen gelten mechanische Tastaturen fälschlicherweise als laut. 

Was tun gegen das „Bottom out“?

Ganz einfach: Tasten nicht ganz durchdrücken. Das ist schwer und gelingt mir selbst auch nicht immer. Der Gesamtweg eines blauen MX-Switches beträgt 4 mm, die Auslösung erfolgt nach 2,2 mm. Wer also die Taste bis zum Anschlag durchdrückt, erzeugt ein lautes Geräusch und vergeudet für die letzten 1,8 mm seine Kraft.

Dämpfungsringe verschaffen Abhilfe (siehe Bild oben). Kein lautes „Bottom out“-Geräusch mehr. Die Finger landen gewissermaßen weich – das schont vermutlich die Gelenke. Das Tippgefühl wird jedoch ein bisschen schwammiger.

Warum jetzt Klickschalter mit Dämpfung?

Ganz einfach: Der Lärm einer mechanischen Tastatur mit Cherry-Schaltern kommt wie gesagt vom „Bottom out“. Die Klickschalter haben aber eine besondere Schaltcharakteristik: Der Betätigungsgraph läuft nicht wie beispielsweise bei den roten Schaltern linear. Kurz vor Erreichender der taktilen Position ist mehr Kraft nötig. Der Graph macht also einen „Buckel“ nach oben. Das ist der ominöse Druckpunkt. 60 Zentinewton (cN) sind das. Oder einfacher: eine Masse von rund 61 Gramm drückt auf den Schalter und löst diesen nach 2,2 mm aus.

Nun gibt es auch MX-Brown mit Druckpunkt aber ohne Klick wie die MX-Blue. Im Prinzip tun es die auch, doch ihr Betätigungsgraph verläuft deutlich anders als bei den blauen Schaltern.

Grundsätzlich haben alle Schalterarten ihre Berechtigung. Ich bin auf die blauen Klickschalter eingeschworen, schreibe aber zur Not auch mit roten Switches. Die sind mir freilich immer noch lieber als Rubberdomes oder billige Notebook-Tastaturen.

Ach so, mein neues Hackbrett: Es hört auf den Namen „Kumara“, trägt die Modellnummer K552-N-DE und kommt von einem mir bis dato unbekannten Hersteller namens „Redragon“. Eine schlichte, aufs Wesentliche reduzierte Tastatur mit blauen Outemu-Switches, also Nachbauten der Cherry-MX-Schalter. Sie ist Tenkeyless (TKL), d. h. es gibt keinen Ziffernblock, der meistens eh überflüssig ist.

Mein Ersteindruck: Die Schalter sind genauso gut wie das große Vorbild. Das Tippgefühl ist sehr gut. Mehr im zweiten Teil.